Die Traube in der Reife

Ein guter Wein entsteht im Weinberg. Schon der römische Agrarschriftsteller Lucius Columella, der eine ausführliche Anleitung über die Pflege der Weinreben verfasste, wies darauf hin, wie wichtig es sei, die Grundlagen für eine gute Weinqualität bereits im Weinberg zu legen. Dieser Grundsatz gilt für uns auch heute noch.

Die Basis hierfür wird bereits im Januar geschaffen. Beim Zurückschneiden der Reben, einer Arbeit, die eine große Erfahrung erfordert, da die Leistungskraft jedes einzelnen Weinstocks zu bewerten ist, begrenzen wir bereits ganz gezielt die Ertragskraft. 

Jeder Weinstock soll im Laufe des Jahres nur so viele Trauben tragen, wie er auch versorgen kann. Nichts ist für eine hohe Qualität abträglicher als ein mit Trauben überladener Weinstock. Unreife Beeren, ein Mangel an Aromen und ein stärkerer Pilzbefall sind die Folgen.

Während der Wachstumsphase von April bis Juli benötigen die Weinstöcke eine ständige Pflege. Die nach oben im Drahtrahmen wachsenden Triebe müssen immer wieder befestigt und geordnet werden. Nur so haben die Trauben später im Mittelbereich des Stockes ausreichend Raum, um sich voll entwickeln zu können. Überzählige Triebe werden bei dieser Handarbeit immer wieder entfernt.

Ab August beginnt dann die wichtigste Phase vor der Ernte, in der noch einmal entscheidend die Qualität der Trauben beeinflusst werden kann. In einer „grünen Lese“ werden an jedem Weinstock überzählige und unreife Trauben entfernt. Bei den Rotweinen, die für eine Lagerung im Barrique vorgesehen sind wie auch bei unseren „Jean“-Weinen werden von Hand über die Hälfte aller Trauben in mehreren Arbeitsschritten weggeschnitten.

Letztlich bleibt pro Trieb eine einzige Traube übrig, der für die letzte Reifephase bis in den Oktober oder November die ganze Kraft des Weinstocks zufließt. Zusätzlich werden bei den Rotweinen die Blätter zur Sonnenseite, bei den Weißweinen zur Schattenseite hin entfernt. Rot- wie Weißweine erhalten dadurch eine bessere Sonnenbestrahlung, die für die volle Entfaltung der in den Beerenschalen eingelagerten Aromastoffe außerordentlich wichtig ist. Die direkte Sonneneinstrahlung bei den Roten bewirkt darüber hinaus eine stärkere Lösung der ebenfalls in den Schalen eingelagerten Farbstoffe.